Foto: Lutz Wendler
Keine Feiertagsroutine mit pathetischen Festtagsreden, sondern eine knapp zweistündige würdevolle Veranstaltung mit vielen persönlichen Erinnerungen, die das Besondere der Wiedervereinigung emotional nachempfinden ließen: Die Senioren-Union der CDU Schleswig-Holstein feierte den 32. Tag der Deutschen Einheit in Ahrensburg. Gastgeber war diesmal der Kreisverband Stormarn. Etwa 120 Gäste füllten den Festsaal des Restaurants Strehl, für musikalische Intermezzi sorgte das junge Ahrensburger Ensemble Allegro Con Trio.
In ihrer Begrüßung bezeichnete Hildegard Pontow, Kreisvorsitzende der Senioren-Union Stormarn, den 3. Oktober als „Tag der Mahnung und der Freude“ und sagte, dass der russische Angriff auf die Ukraine insbesondere bei alten Menschen Erinnerungen geweckt habe, welche die Schrecken des Krieges wieder gegenwärtig gemacht hätten. Mit der Einheit verbundene Werte wie Frieden und Solidarität seien nicht mehr selbstverständlich.
Im Anschluss beklagte Dieter Holst, Landesvorsitzender der Senioren-Union Schleswig-Holstein, dass viele junge Menschen nicht mehr wüssten, warum der Tag der Deutschen Einheit so emotional gefeiert werde — deshalb plädierte Holst dafür, junge Menschen in künftige Einheitsfeiern stärker einzubeziehen.
Helga Karp Landesvorsitzende und Landesgeschäftsführerin der Senioren-Union Mecklenburg-Vorpommern, erzählte, dass ihr auf der Fahrt von Schwerin nach Ahrensburg beim Passieren der einstigen Grenze zwischen Lauenburg und Mecklenburg noch einmal bewusst geworden sei, auf wie unterschiedliche Weise speziell diese Grenzregion von der Wende profitiert habe.
Tobias Koch, Vorsitzender der CDU-Fraktion im Landtag von Schleswig-Holstein, mahnte, dass die Wiedervereinigung nach mehr als 30 Jahren so selbstverständlich sei, dass Emotion und Freude beim Feiern verloren zu gehen drohten.
Im Mittelpunkt der Veranstaltung standen die Festreden zweier Protagonisten aus West und Ost. Der kurzfristig für den erkrankten ehemaligen schleswig-holsteinischen Ministerpräsidenten Peter Harry Carstensen eingesprungene Norbert Brackmann, zwölf Jahre lang direkt gewählter Bundestagsabgeordneter für den Wahlkreis 10 (Herzogtum Lauenburg/Stormarn Süd), sagte, dass es nicht die großen politischen Schlagworte wie „Kalter Krieg“ oder „Wandel durch Annäherung“ seien, sondern eher persönliche Erfahrungen, emotionale Momente und Erinnerungen, die Geschichte fühlbar machten. „Die Ereignisse dieser Tage gehören zu den Dingen, die man nur ein einziges Mal erlebt und nie vergisst. Dass wir die Vergangenheit nicht vergessen, das hält uns am Leben.“
Rainer Prachtl, ehemaliger Landtagspräsident in Mecklenburg-Vorpommern, erzählte von seinem Leben in der DDR, das er bewältigen musste, ohne den Staatslinien zu folgen. Wie er es als gläubiger Katholik, dem viele Wege versperrt waren, auf Umwegen zum Studium und nach der Wende in hohe politische Ämter brachte. Wie er bei den Friedensgebeten 1989 in seiner Heimatstadt Neubrandenburg direkt mit der Staatsmacht konfrontiert wurde, gefährdet war, aber zugleich den Wandel unmittelbar spürte. Prachtl bedauerte sehr, dass es inzwischen zu wenig parteipolitisches Engagement im Osten gebe. Er forderte:
„Wir brauchen authentische Vorbilder.“
Unter den Gästen waren außerdem: Hannelore Diercks, stellvertretende Kreisvorsitzende der Senioren-Union Stormarn; Hubert Priemel, ehemaliger Kreistagspräsident und Ehrenkreisvorsitzender der Senioren-Union Stormarn; Lev Roden, der neue Kreisgeschäftsführer der CDU Stormarn; Matthias Stern, der neue Bürgervorsteher der Stadt Ahrensburg; Joachim Wallmeroth, stellvertretender Vorstandsvorsitzender der Sparkasse Holstein.
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